Händehygiene



Fragen und Antworten zur Händehygiene in Pflegeeinrichtungen

Wozu Händehygiene?


Bewohner in stationären Altenpflegeeinrichtungen sind aus unterschiedlichen Gründen einer relativ hohen Infektionsgefährdung ausgesetzt:

 

  • Der Pflegebedürftige hat ein schwächeres Immunsystem.
  • Er leidet häufig an mehreren, oft chronischen Erkrankungen, welche die Empfänglichkeit für Infektionserkrankungen erhöhen.
  • Er bewegt sich in einer Einrichtung, die auf Grund zahlreicher Personenkontakte einen regen Keimaustausch ermöglicht.
  • In Zuge der Durchführung medizinisch-pflegerischer Maßnahmen, kann es über Wunden, Einstichstellen und andere Eintrittspforten leicht zur Keimübertragung kommen. 

Gefährdet ist auch das Personal:

  • Im Verletzungsfall oder bei vorhandenen Hautläsionen
  • Bei Infektionsausbrüchen ist auch das Personal ansteckungsgefährdet
  • Multiresistente Erreger und andere Biostoffe können unerkannt übertragen werden7

 

Schon lange ist bekannt, dass Infektionen meist über Handkontakt zustande kommen.

Die wirkungsvollste Maßnahme zur Unterbindung von Kontaktübertragung im Pflegebereich besteht daher in einer verlässlichen und sachgemäßen Durchführung der Händehygiene.


Was sind Biostoffe?


Viren, Bakterien und weitere Mikroorganismen sowie Parasiten, die beim Menschen Infektionskrankheiten und andere Schädigungen der Gesundheit auslösen können.


Welche Folgen kann eine unzureichende oder unsachgemäße Händehygiene haben?

  • Hauptursache für vermeidbare Übertragungen
  • Berufsbedingte Hauterkrankungen

Welche Maßnahmen umfasst die Händehygiene?

  • Schaffung und Erhalt von Rahmenbedingungen für Maßnahmen der Händehygiene

  • Handpflege und Hautschutz

  • Händewaschung

  • Händedesinfektion

  • Gebrauch von Handschuhen


Was sind die Rahmenbedingungen für eine funktionierende Händehygiene?

  • Die Hände müssen frei von Schmuck sein und sich in einem gepflegten, intakten Zustand befinden.

  • Die Indikationen und die korrekte Durchführung der einzelnen Maßnahmen müssen jedem Mitarbeiter vertraut sein.

  • Geeignete Mittel für die Händehygiene müssen ortsnah und im ausreichendem Maße zur Verfügung stehen.


Warum ist der Verzicht auf Handschmuck wichtig?

 

  • Handschmuck in Form von Ringen, Armreifen, Armbanduhren, Freundschaftsarmbändern etc. ist in der Regel stark keimbesiedelt und behindert zudem die korrekte Durchführung der Händedesinfektion.
  • Das Tragen von Handschmuck bei medizinisch-pflegerischen Tätigkeiten widerspricht den Vorgaben des Arbeitsschutzes.
  • Unerwünscht sind auch lackierte Fingernägel oder künstliche Fingernägel, weil sie den Erfolg der Händedesinfektion beeinträchtigen können.

Worin besteht der Unterschied zwischen einer Händewaschung und einer Händedesinfektion?


Grundsätzlich dient das Händewaschen der Beseitigung von Schmutz und anderen Rückständen und die Händedesinfektion der Abtötung bzw. Verminderung von möglichen Krankheitserregern. 
Händewaschung und Händedesinfektion sind nicht beliebig austauschbar, weil bei der Waschung Mikroorganismen nur unzureichend von der Hand entfernt und bei der Desinfektion vorhandene Rückstände nicht beseitigt werden. Zudem ist die

Händewaschung mit dem Nachteil verbunden, dass bei häufiger Durchführung mit Hautschäden zu rechnen ist. Dies umso mehr, wenn aus Zeitmangel das Abtrocknen nur flüchtig erfolgt und die Hautpflege unterbleibt.


Wann Händewaschung, wann Händedesinfektion?


Händewaschung soll:

  • Nach dem Naseputzen und nach dem Toilettengang

  • Bei Verschmutzung der Hände erfolgen.

Gemäß der Empfehlung der WHO gibt es 5 Indikationen zur hygienischen Händedesinfektion:

  • VOR Bewohner- bzw. Patientenkontakt

  • VOR aseptischen Tätigkeiten

  • NACH Kontakt mit potentiell infektiösen Materialien

  • NACH dem Ausziehen der Handschuhe

  • NACH Bewohner- bzw. Patientenkontakt

  • NACH Kontakt mit Oberflächen in unmittelbarer Nähe des Bewohners bzw. Patienten


Warum ist eine Händedesinfektion auch dann nötig, wenn Schutzhandschuhe getragen wurden?


Schutzhandschuhe haben, je nach Qualität, unsichtbare Mikroläsionen und bieten daher gegenüber Mikroorganismen keinen vollkommenen Schutz. Zudem kann es beim Ausziehen benutzter Schutzhandschuhe leicht dazu kommen, dass die Hand mit dem kontaminierten Teilen des Handschuhs in Berührung kommt.

Hinzu kommt, dass bei längerem Tragen von Handschuhen bakterienhaltiger Handschweiß bildet. 

Somit ist davon auszugehen, dass die Hand nach dem Tragen von Handschuhenals kontaminiert zu werten ist, was eine Händedesinfektion erforderlich macht.


Wie erfolgt die korrekte Durchführung einer Händedesinfektion?


Um eine verlässliche Desinfektionsleistung zu erzeugen muss gewährleistet sein, dass die Hände vollständig mit dem Mittel benetzt werden und über die erforderliche Einwirkzeit (i.d.R 30 Sek.) feucht gehalten werden.

Empfohlen wird folgende Vorgehensweise:

  • Hohlhand mit Händedesinfektionsmittel füllen (ca. 3ml oder 2 Hübe aus dem Spender)

  • Desinfektionsmittel über die trockenen Hände (Innen- und Außenflächen incl. Handgelenk) 30 Sek lang verteilen und gründlich einreiben.

  • Wichtig ist der Einbezug der Fingerkuppen, Fingerzwischenräume des Daumenbereiches, des Handrückens und der Nagelfalze.

  • Desinfektionsmittelspender sind zu bevorzugen, alternativ sind Kittelflaschen zu verwenden.


Wie erfolgt die korrekte Handhabung von Spendern


Spender bieten im Vergleich zu Kittelflaschen den großen Vorteil, dass sie „berührungsfrei“ benutzt werden können, indem der Hebel mit dem Ellenbogen bedient werden.


Wie erfolgt die korrekte Handhabung von Kittelflaschen:

EINHAND-METHODE wird empfohlen:

  • Flasche mit rechter Hand aus der Tasche nehmen,

  • Mit dem Daumen den Verschluss hochklappen,

  • Desinfektionsmittel in die linke Hand geben,

  • Verschluss mit dem Daumen oder dem Zeigefinger runterklappen,

  • Flasche wieder in die Tasche stecken,

  • Desinfektion durchführen.


Wie gehe ich vor, wenn die Hände mit infektiösem Material sichtbar verschmutzt sind?

 

  • Entfernung grober Verschmutzungen sofort an Ort und Stelle mittels eines mit Händedesinfektionsmittel getränkten Einmalhandtuches, Zellstoff etc.

  • Händedesinfektion durchführen

  • Anschließend Händewaschen


Welche Regeln sind im Zusammenhang mit Handschuhen zu beachten?

 

  • Zum Anlegen müssen die Hände stets trocken sein

  • Das lange Tragen von Handschuhen bewirkt die vermehrte Bildung von Handschweiß und ist für die Haut sehr belastend

  • Handschuhe werden stets eng gebunden an die jeweilige Arbeitssituation getragen und sind danach unverzüglich auszuziehen

  • Wenn abzusehen ist, dass die Tragezeit 20 Minuten oder mehr beträgt, sollen Unterziehhandschuhe verwendet werden

  • Nach dem Ausziehen ist eine Händedesinfektion notwendig